Umzug in die private Cloud
Alles fing damit an, dass ich mir damals™ – ziemlich zu Anfang meines Studiums – einen Laptop zulegte. Als damit aus einem Rechner zwei wurden und aus diesen dann viele (wenn man die Fachbereichsrechner an der Uni mitrechnet), musste ich mir Gedanken über den Datenabgleich, diverse Mailpostfächer und dergleichen Probleme mehr machen.
Meine damalige Lösung bestand darin, einen alten ausrangierten Rechner wieder fit zu machen und damit einen Server aufzusetzen. Dieser lief dann 24/7 unter dem heimischen Schreibtisch versteckt und am elterlichen DSL-Anschluss angedockt. Hauptsächlich benutzte ich diesen Server als POP3-Sammeldienst und Bereitstellen der Mails per IMAP sowie als Entwicklungsrechner für universitäre Projekte.
Grundsätzlich war ich mit dem gewählten Setup sehr zufrieden. Immerhin war ich mein eigener Herr. Allerdings hat es auch Nachteile, sein eigener Internet-Service-Provider zu sein. Von diversen Stromausfällen, regelmäßigen DSL-Verbindungsabbrüchen und einer knapp bemessenen Bandbreite kann ich ein Lied singen. Von adäquaten Backups und hoher Verfügbarkeit im Allgemeinen einmal ganz zu schweigen. Rückblickend sind auch die Stromkosten von rund 200€ im Jahr nicht zu vernachlässigen.
Mit dem Aufkommen finanzierbarer Cloud-Dienstleistungen deutscher Anbieter und dem durch das Studium angeeigneten Know-Hows musste eine andere Lösung her. Ich wollte alle Services, die bei meinem eigenen Server zum Einsatz kamen, auslagern und damit sicherer und kostengünstiger gestalten.
Die Wahl des richtigen Anbieters
Zur Umsetzung ist gar nicht soviel nötig, wie eingangs gedacht. Es musste lediglich ein Anbieter gefunden werden, der im oben genannten Kostenrahmen alle Notwendigkeiten abbilden konnte.
Angebote dafür gibt es wie Sand am Meer. Neben den technischen Anforderungen habe ich auch einige administrative:
- Deutscher Anbieter: aus rechtlichen Gründen - schließlich bin ich in ausländischem Recht kein Experte und das deutsche Recht ist für diesen Zweck ja auch nicht so verkehrt.
- Serverstandort Deutschland: s.o.
- Überschaubare Kosten
- Root-Zugriff
- Freie Wahl des Bestriebssystems
- Garantierte Erreichbarkeit
Zu den Punkten 1 und 2 muss ich wohl nicht viele Worte verlieren. Wenn ich schon ein Stückweit die Kontrolle über die eigenen Daten abgebe, dann doch bitte nur an jemanden, der dem deutschen Recht unterliegt.
Der Kostenrahmen war durch den oben angegeben Stromverbrauch vorgegeben. Ich wollte keinesfalls mehr bezahlen. Gemessen hatte ich den tatsächlichen Stromverbrauch des heimischen Rechenknechtes nicht. Die angenommenen 200€ sollten aber eine adäquate Schätzung sein.
Root-Zugriff bieten grundsätzlich Root-Server, V-Server und einige als Cloud-Angebot bezeichnete Pakete diverser Anbieter. Da sich Server ohne Root-Zugriff nicht entsprechend absichern lassen, kamen für mich keine Managed-Server-Angebote in Frage. Von den drei Möglichkeiten mit Root-Zugriff lagen nur die Cloud-Angebote im Kostenrahmen, Root- oder V-Server schieden aus.
Die freie Wahl des Betriebssystems war besonders wichtig, da ich mir vieles einfach machen wollte und große Teile der heimischen Installation einfach kopieren wollte.
Ganz besonders ärgerlich waren immer die Stromausfälle, DSL-Verbindungsabbrüche und dergleichen. Mietet man sich bei einem kommerziellen Anbieter ein, sind diese Probleme nicht mehr existent. Alle mir bekannten Anbieter bieten entsprechende SLAs mit entsprechend hohen Verfügbarkeiten.
Schlussendlich viel meine Wahl auf das CloudLevel 1 von JiffyBox. Dieses bietet 1GB RAM, 50GB Festplatte und zwei CPU-Kerne sowie alle obigen Voraussetzungen. Interessant ist die Art der Abrechnung. Solange die Maschine läuft, kostet diese 0,02€ / Stunde inkl. MwSt. (in Worten zwei Cent pro Stunde). Angehalten sogar nur 0,005€ / Stunde. Eine kurze Überschlagsrechnung zeigt, dass der Monat dann maximal 14,88€ kostet (solange er 31 Tage hat – sonst günstiger). Die Abrechnung erfolgt sekundengenau.
Eine JiffyBox bietet weitere Annehmlichkeiten:
- Linux-Kernel frei wählbar
- Verschiedene Profile für die Maschine (benutze ich nicht)
- Die Platte ist ein RAID10-Verbund
- Garantierter Arbeitsspeicher
- Neben SSH- auch Konsolen-Zugriff
- Coole Backup-Möglichkeiten
- Eine feste IP-Adresse
Generell ist zu JiffyBox noch zu sagen, dass es sich dabei um ein Angebot von DomainFactory handelt. Dieses Unternehmen ist in meinen Augen grundsätzlich zu empfehlen und sticht besonders durch den tollen Support hervor.
Vergleichbar sind hier die Angebote von Linode oder rackspace.
Installation des Servers
Zu der eigentlichen Installation des Servers und dem von mir gewählten Setup werde ich zu gegebener Zeit noch ein paar Worte verlieren. An dieser Stelle sei nur gesagt, dass die Installation schnell und unkompliziert vonstatten ging. Nur an einer Stelle musste ich mich in Geduld üben.
Durch die Bandbreitenbeschränkung des bereits erwähnten DSL-Anschlusses gestaltete sich der Upload der Daten vom alten heimischen auf den neuen Server sehr zeitintensiv. Mehrere Gigabyte über einen 0,5 Mbit/s breiten Upload-Kanal hochzuladen ist eine Angelegenheit von Tagen. Durch die 24-stündige Zwangstrennung musste ich den Upload staffeln und des öfteren manuell eingreifen.
Nach erfolgter Installation und der Verrentung des alten Rechenknechtes ging dann die Testphase los. Über diese ist nicht viel zu sagen, verlief sie doch ereignislos und wie erwartet.
Während des Rumprobierens und des obligatorischen Feintunings stieß ich durch Zufall auf einen interessanten Blog-Eintrag von Marc O’Connor, der ein ähnliches Setup aufgesetzt hatte. Nur war er den Weg noch einen Schritt weiter gegangen und hatte seinen Laptop durch ein iPad ersetzt, welches quasi als Ein- und Ausgabe-Gerät dient, während alle Anwendungen auf dem Server laufen. Seine Art und Weise zu arbeiten werde ich mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
Was mir die eigene Cloud bringt
Der neue Server ersetzt den alten bei etwa gleichen Kosten und stellt dabei folgende Dienste bereit:
- Vollwertiger Mail-Server (Stichwörter sind hier Postfix, Courier, Fetchmail, Procmail)
- Webserver (Apache)
- Datenbanken (MySQL)
- Jabber-Server (Jabberd2)
- git-Server (git)
- Fileserver (aus Platzgründen nur das wichtige)
Damit wird der alte Server vollständig obsolet. Eine Einschränkung ist lediglich die Festplatten-Kapazität von 50 GB. Dadurch bedingt kann ich nicht alle Daten in der Cloud lagern. Für die wichtigen Dinge reicht es aber allemal.
Besonders gefällt mir die garantierte Erreichbarkeit über eine feste IP rund um die Uhr und bei garantierter Bandbreite von 1 GBit/s. Besondere Ausfälle sind also nicht mehr zu erwarten. Mit Grauen denke ich an die Situation, als prüfungsrelevante Unterlagen in der Uni nicht heruntergeladen werden konnten, weil die heimische Kaffeemaschine einen Kurzschluss verursachte und den FI aktivierte.
An meine Daten komme ich von überall dort, wo SSH-Verbindungen möglich sind. Mails kann ich über IMAP abfragen. Was will man mehr?
Der geneigte IT-Nerd wird sofort sagen “Backups”. Diese sind ja immer besonders diffizil, schwierig einzurichten und erfordern viel Disziplin. Und wer hat schon einmal eines zurückgespielt? Nicht so bei JiffyBox. Dort sind Backups inklusive. DomainFactory hält ein tägliches, ein wöchentliches und ein zweiwöchentliches Backup bereit. Außerdem lassen sich über das ControlPanel der JiffyBox manuell Backups auslösen. Und das ohne Konfigurationsaufwand und Mehrkosten.
Abschließend kann ich festhalten, dass ich vollends zufrieden bin mit dem Umzug in die Cloud. Alle meine Erwartungen sind zu überschaubaren Kosten und mit kleinem Aufwand voll erfüllt worden. Für alle Anwender, die etwas größere Ansprüche haben und auch ein wenig Konfigurationsaufwand nicht scheuen, denen sei diese Lösung ans Herz gelegt.